04. Dezember 2023

Dringend gesucht: Winterstrom!

Wenn die Schweizer Atomkraftwerke dereinst ausser Betrieb gehen, muss insbesondere im Winter mehr erneuerbare Elektrizität produziert werden. Dafür braucht es hochalpine Solaranlagen sowie Windkraftwerke. Wir beleuchten die aktuelle Situation aus unserer Sicht.

Stromverbrauch und -produktion variieren in der Schweiz je nach Jahreszeit. Im Sommer exportiert die Schweiz mehr Strom, als sie importiert. Im Winter ist es umgekehrt, weil dann der Verbrauch durch Beleuchtung und Heizen besonders hoch ist und gleichzeitig Wasser- und Solarkraftwerke weniger produzieren.

Um die Energiewende zu schaffen und vom Ausland unabhängiger zu werden, muss die Schweiz mehr Winterstrom produzieren. Dies erfordert neben der vermehrten Nutzung der Windkraft auch den Ausbau von Speicherkraftwerken und der winteroptimierten Sonnenenergie. Dabei wird es voraussichtlich nicht ausreichen, zunächst alle Dächer im Siedlungsraum mit Solaranlagen auszurüsten. Aktuell ist das Tempo des Zubaus viel zu gering.

 

PV-Anlagen über Äckern und im Gebirge

Eine schnellere und günstige Ergänzung zu Solaranlagen im Siedlungsgebiet wäre die Installation von grossflächigen PV-Anlagen auf Industriehallen, Parkplätzen und Freiflächen. Dabei stehen heute folgende Anwendungen im Vordergrund:

  • Agrophotovoltaik: Wie Pilotanlagen zeigen, könnten PV-Anlagen im Landwirtschaftsgebiet viel zur Stromversorgung beitragen und lassen sich gut vereinbaren mit der landwirtschaftlichen Produktion.
  • Freiflächen in den Alpen: Aufgrund der Reflexionen von Schnee, tiefen Temperaturen und klarem Himmel liefern PV-Anlagen in den Alpen im Winter 50 Prozent mehr Strom als im Sommer. Solaranlagen im Mittelland erreichen dagegen im Winter nur ein Viertel der Jahresproduktion. Somit erzeugen Anlagen im Gebirge pro Fläche drei Mal mehr Winterstrom als im Mittelland. 

Es ist klar, dass grossflächige PV-Anlagen die Landschaft nicht bereichern. Jedoch können die Anliegen des Natur- und Umweltschutzes gut berücksichtigt werden. Zudem ist ein Rückbau und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes – ganz anders als etwa bei Stauseen und Kernkraftwerken – innerhalb von kurzer Zeit möglich.

 

Windkraftanlagen sind auch in der Schweiz sinnvoll

Wie Freiflächenanlagen rufen hierzulande auch Windenergieanlagen viele kritische Stimmen hervor. Doch auch hier sprechen die Fakten eine deutliche Sprache: So zeigen die monatlichen Produktionszahlen unserer zwei Windturbinen in St. Brais (JU) eindrücklich, dass Windkraftanlagen dringend benötigten Winterstrom liefern. 

Es führt kein Weg daran vorbei: Wenn wir die Energiestrategie 2050 umsetzen wollen – gleichzeitig unseren Lebensstandard beibehalten, eine bessere Versorgungssicherheit erlangen und aus der Atomenergie aussteigen möchten – müssen wir Kompromisse eingehen. Wir können nicht auf Windkraftanlagen und hochalpine PV-Anlagen verzichten.

Mehr zum Thema

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema finden sich im ADEV Aktuell 3/2023. Die Situation im Kanton Basel-Landschaft beleuchtet ein Artikel in der Volksstimme. Beide Unterlagen lassen sich hier als PDF herunterladen.